Die Geschichte einer Sendestation
Am 4. August 2001 übertrugen wir erstmals eine Begegnung von Sachsen Leipzig im Internet – nämlich das Auswärtsspiel beim heutigen FSV Zwickau. In den folgenden sieben Jahren war unser Internetradio beinahe bei allen Punktspielen und Pokalspielen der ersten Leutzscher Vertretung dabei, und es musste sehr selten eine Sendung ausfallen.
Die »Leutzscher Welle« hat außerdem eine Vorgeschichte, die untrennbar mit dem Namen Ralph Kaiser verbunden ist. Der Fußballfan, der wenige Monate nach der politischen Wende in die Nähe von Gießen gezogen war, ärgerte sich häufig über den Videotext eines mitteldeutschen Rundfunks, wenn dieser Fernsehsender die Resultate seiner »Chemie« verspätet oder falsch meldete.
Also bastelte Ralph Kaiser bereits im Jahre 1996 eine Fanpage zusammen, die neben Nachrichten und Statistiken auf einer speziellen Anzeigetafel den aktuellen Zwischenstand sowie das Endergebnis meldete, wenn Sachsen Leipzig in der Regionalliga spielte. Die Resultate wurden ihm telefonisch von Bruder Steffen und Kumpel Ronny Arndt aus den Arenen zu seinem hessischen Wohnort übermittelt. So entstanden hoch frequentierte Internetseiten, die sogar die offizielle Homepage des Vereines in den Schatten stellten.
Im August 1999 suchte Ralph Kaiser einen Fan, der laufend die Resultate von einem Sommerturnier im schwäbischen Aspach durchgeben konnte, da seine sonstigen Informanten verhindert waren. Der Name dieses Typen lautete Lutz Walter, der sowieso von dieser Veranstaltung im legendären Fanzine »Schwarze Sau« berichten wollte.
Danach arbeiteten die beiden Protagonisten weiter zusammen und bauten die kaiserliche Anzeigetafel zum wahrscheinlich ersten Fußballticker auf einer Internetseite in Deutschland aus. Jedenfalls konnte noch niemand einen vorher existenten Ticker mit einer genauen Schilderung des Geschehens nachweisen; und andere Anbieter inklusive dem mitteldeutschen Rundfunk boten den Service erst später an.
Schon dieser Ticker war legendär. Am 18. Mai 2001 wurden so viele Besucher auf der chemischen Fanpage gezählt, wie andere Regionalligavereine gerne im Stadion hätten. Über 6400 Rechner wollten ständig den Spielstand zwischen Fortuna Düsseldorf und Sachsen Leipzig abrufen und weitere Auskünfte zum Match erhalten. Darunter waren auch Computer von Essener, Wattenscheider oder Wilhelmshavener Fans: Es hätte ja eine Entscheidung im Klassenkampf fallen können! Sie wurden im Minutentakt mit genauen Informationen aus dem rheinischen Stadion versorgt, und darum schien eine weitere Steigerung des Tickers kaum möglich.
Doch dann entdeckte Ralph Kaiser im hessischen Heimatblatt eine Reportage über einen Diskotheker, der eines der ersten Internetradios machte, die seinen Tatendrang in neue Bahnen lenkte: »Man könnte anstelle von Musik ein Fußballspiel live übertragen!« Er schickte dem DJ, dessen Kontaktadresse in der Zeitung stand, eine Mail, um Einzelheiten zu seinem Radio zu erfahren und schließlich um Unterstützung für das eigene Projekt zu bitten. Der nette Mensch zögerte nicht lange: Dank seiner Hilfe konnte die »Leutzscher Welle« im Sommer 2001 erstmals auf Sendung gehen.
Seither haben die »Radiologen« nicht nur Punktspiele und Pokalspiele von Sachsen Leipzig ins weltweite Netz gestellt. Es wurden Wochensendungen ausgestrahlt, die zwischen den Begegnungen sowohl informieren als auch unterhalten sollen, Auseinandersetzungen von anderen Vereinen übertragen, STAMMTISCHE und STARSCHNITTE produziert sowie eine Sendung zur Weltmeisterschaft 2006 – gemeinsam mit niederländischen Fans – gemacht.
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